Mittwoch, 5. November 2008

Hello Mr. President!

Was für mich und sehr viele hier schon seit Wochen klar war ist nun Fakt: Barack Obama wird der neue Präsident der Vereinigten Staaten. Auch wenn ich anscheinend so ziemlich der einzige McCain-Anhänger aus Europa bin (StudiVZ-Umfrage: 92% für Obama), so lassen mich einige Faktoren auch an eine positive Präsidentschaft glauben. Durch mein Praktikum bekomme ich viel von den legislativen Aktivitäten Obamas mit – und dort gibt es einiges, das mich optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Trotzdem bleiben Zweifel an der Substanz, die hinter dem Motto “Change” im Endeffekt steht. Einen politischen Ausblick moöchte ich in den nächsten Tagen geben, wenn sich die ganze Euphorie hier in DC gelegt hat. Zuerst möchte ich jedoch von “meiner” Wahlnacht erzählen.

Los ging der Wahlmarathon für mich mit einer Fahrt in die Pampa: Da Barack Obama seine letzte Wahlkampfrede in Manassas (Virginia) hielt, ließen wir uns die Chance nicht entgehen den nächsten Präsidenten noch einmal live zu sehen. Auf einer riesigen Wiese versammelten sich dort ganz im Stile Woodstocks über 50.000 Anhänger, die beharrlich auf ihren Helden warteten. Da dieser sich knapp 2 Stunden verspätete wurde uns das Beine-in-den-Bauch-stehen durch nicht enden wollende Keyboard-Soloeinlagen der Band ver”süßt”. Da Obama sich anscheinend nur 10 Songs leisten konnte hörten wir zum gefühlten 20. Mal “Born in the USA” von Bruce Springsteen, bis er endlich eintrudelte. Da dies sein vierter Wahlkampftermin an diesem Tag war, war seine Stimme nach der langen Kampagne natürlich angeschlagen. Die Rede war trotzdem gut – zwar wiederum nichts neues, aber rhetorisch gewohnt stark. Was fürs Herz halt. Hier ein paar Bilder:


Bühne, Scharfschützen packen ihre Gewehre aus, Bühne

Abtreibungsgegner, Menschenmassen, Bühne

Pressetribüne und MR.PRESIDENT





Am gestrigen Election Day, auf den hier alle so lange hingearbeitet haben, wartete dann ein weiteres Highlight auf mich: Die offizielle Wahlparty der Republikaner im Washingtoner Hilton-Hotel. Nachmittags gings also los in das Nobelhotel, wo schon am Eingang alles in den Farben der Republikaner geschmückt war. Normalerweise darf man zu der Party nur wenn man zur Washingtoner Politprominenz oder zur Parteispitze gehört – wir wurden jedoch durch unseren Kontakt bei der RNC kurzerhand als Volunteers eingespannt und bekamen dadurch unsere “Staff-Ausweise”. Danach wurden wir in unsere Aufgaben eingewiesen, nämlich das Eskortieren der VIP-Gäste und der Pressevertreter – was im Endeffekt nur eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Daher konnten wir eigentlich die Wahlparty in vollen Zügen als normale Gäste genießen.


Capital Hilton - Außenbereich und Eingangshalle

Buffet


Ich, die Pressetribüne und mein Staff-Ausweis für die Party

Im Innern des Festsaals erwartete uns dann ein riesiges Buffet voller exquisiter Hilton-Kreationen, darunter auch wunderbare lokale Austern aus der Chesapeake-Bay und ein herrlicher gedünsteter Lachs. Die Party ging langsam los, also mischten wir uns mit unserem Whiskey unter das Partypublikum, das entweder der Band lauschte, das Buffet genoss oder an einer der vielen Grossbildleinwände die neusten Hochrechnungen verfolgte.

Obwohl die meisten wirkliche Vollblutanhänger waren, so hatten sie die Niederlage schon vorher realisiert. Lediglich ein kleiner Jubel brandete auf, als bei frühen Hochrechnungen in Virginia McCain noch in Front lag. Da Virginia sozusagen als Türöffner fuer einen Überraschungssieg galt, war nach Eintreffen der dortigen Ergebnisse die Wahl schon gelaufen. Trotzdem war die Party noch in vollem Gange, jedoch leerte sich gegen 22.30 Uhr langsam der Ballsaal. Dort unterhielt ich mich noch kurz mit Journalisten aus Frankreich, bevor auch wir in eine andere Bar zogen – jedoch ohne die Hardcorerepublikaner, die die Siegesfeiern der Demokraten auf den Strassen nicht ertragen konnten. Dort trafen wir dann auch unsere Kommilitonen, die gerade von Claus Kleber (ZDF) über die Wahl interviewt wurden.



Partyimpressionen

Auch wenn ich den Parteistrategen Karl Rove, der auch anwesend war, leider verpasst habe, so war die Wahlparty ein Riesenerlebnis. Viele interessante Leute, tolles Essen und einfach das Gefühl, im Herz der Partei diesen so entscheidenden Abend mitzuerleben. Auch wenn das Wahlergebnis nicht zu “unseren” Gunsten ausging, so hatten wir (junge Republikaner aus allen Teilen der USA + Ich) viel Spaß und konnten die direkte politische Luft der Wahl schnuppern – und dabei Austern und Longdrinks bei interessanter Gesellschaft genießen. Hier noch ein Video der Feier:

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