Freitag, 21. November 2008

Zu Besuch bei Mulder & Scully

So langsam kommt in DC auch der Winter immer näher, eisige Temperaturen und erste Schneeflocken (die Kommilitonen aus Kalifornien waren ganz aus dem Häuschen) prägen das Wetter. Trotzdem sind wir eigentlich immer unterwegs, entweder bei Guestspeakern mit der Class, beim Praktikum oder am Wochenende beim Ausgehen. Da der Wunsch nach wärmerem Wetter wächst kommen die Thanksgivingferien nächste Woche gerade recht - Wenn alles klappt fliege ich am Dienstag runter nach Miami (kostet gerade mal 125$) um Sonne und Strand zu genießen. Wenn nicht gehts auf kleinere Roadtrips, nochmal nach Atlantic City oder zu diversen Sportevents. Letzte Woche waren die Utah Jazz, mein Lieblings-NBA-Team zu Gast - und natürlich mussten die chronisch erfolglosen Washington Wizards gerade gegen Utah ihren ersten Saisonsieg einfahren. Alternativ könnte ich auch mal meine Magisterarbeit voranbringen, damit ich im Frühjahr entspannter verreisen kann und nicht in zeitliche Engpässe komme.


Carlos Boozer beim Freiwurf, Utah-Bank mit Jerry Sloan

Momentan ist unser Wohnheim etwas ausgedünnt, da viele Kommilitonen verreist sind. Nicht wegen der Ferien, sondern weil ihr Wahlfach (zB International Law & Organizations) eine Reisekomponente enthält. Andi ist gerade in China unterwegs und hält (im wahrsten Sinne des Wortes, siehe Bild) die bayrischen Fahnen hoch. Andere touren gerade durch Europa (auch durch Eichstätt) oder Ecuador. Wenn alle zurück sind werden wir als Abschluss des Semesters wohl einen Abend lang eine Limousine mieten und durch Clubs und Bars tingeln.


Wenn der Transrapid schon nicht in München ist, muss die Fahne halt hin

In der Uni gehts momentan um Tax Reform, was für Europäer nicht unbedingt die höchste Relevanz besitzt. Trotzdem waren die letzten Wochen klasse, da unsere Professorin ständig exzellente Gastredner einlädt. Vor einiger Zeit hiel Andy Rosenberg, einer der größten Lobbyisten in Washington (also einer der ach so bösen Menschen, auf die im Wahlkampf so geschimpft worden ist) einen Vortrag. Auch wenn viele von uns Vorbehalte gegen den Lobbyismus haben, so konnte er seine Sichtweise als Dienstleister eines Unternehmens gut darlegen. Generell freuen sich die Gastredner auf konträre Ansichten und Diskussionen und schaffen es immer wieder durch ihre Schtweise und Argumentation zu beeindrucken.

Ein weiterer Gastredner war Richard Benedetto, seines Zeichens langjähriger White-House-Korrespondent der USAToday, der meistgelesenen amerikanischen Tageszeitung. Er berichtete über seine Erfahrungen aus knapp 20 Jahren, in denen er hautnah mit dem jeweiligen Präsidenten (meist auch in der Airforce One, siehe Bild) durch die Welt reiste. Außerdem besprach er mit uns die Ergebnisse der Wahlanalysen, die das Wählerverhalten einzelner homogener Gruppen untersucht. Ein paar Tage später lag der Fokus dann auf der momentanen Finanzkrise. Da so ziemlich jeder über die Krise spricht, aber keiner wirklich weiß wie sie zustandekam, erläuterte Charlie Kramer vom Internationalen Währungsfond (IMF) die makroökonomischen Grundlagen und Auslöser der Krise. Für mich einer der besten Redner, anschaulicher Stil und kompetent in allen Bereichen.


Richard Benedetto vor der Airforce One, IMF in Washington

Mittags gings dann in das Büro des Federal Bureau of Investigation (FBI), wo wir von einem echten FBI-Agenten die Arbeitsweise seiner durch "Akte X" weltbekannten Behörde erklärt bekamen. Diese läuft - man mag es kaum glauben - wirklich so spannend wie in den vielen klischeehaften Filmumsetzungen ab: Abhörmethoden wie Wanzen oder Mikrochips, internationale Kooperationen, Detektivarbeit - die Liste geht endlos weiter. Besonders die Anekdoten aus dem Kalten Krieg öffneten viele Augen, inwiefern die endlosen Geschichten über den KGB wirklich der Realität entsprechen. Obwohl er lieber im Bereich der direkten Aufklärung von Delikten arbeitet, musste unser Gastredner nach dem 11. September in die Terrorismusbekämpfung wechseln. Inzwischen ist er jedoch wieder in der direkten Kriminalitätsbekämpfung in dem wohl interessantesten FBI-Standort Washington DC.

Auch sonst läuft es an der Uni wirklich gut, wir haben die Seminararbeiten Nummer 2 & 3 zurückbekommen, in der es um Interest Groups und den Wahlabend ging. Ich hab jeweils ein "A-" und ein "A" bekommen, also nahezu optimal. Am Ende des Semesters folgt dann noch das Final Exam, das dann das Semester notentechnisch abrundet. Ich hoffe jedenfalls dass die Steuerreform dann nicht das beherrschende Thema ist. Gerade eben haben sich übrigens meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, "Billary" Clinton wurde zur Außenministerin in Obamas Kabinett ernannt. Eigentlich unvorstellbar, wenn man damals die Fernsehdebatten zu den Vorwahlen mitverfolgt hat. Hier gibts das Video - sehr unterhaltsam!

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