Gleich geht die zweite TV-Debatte des aktuellen Wahlkampfs los, diesmal zwischen den potentiellen Vizepräsidenten: Joe Biden & Sarah Palin. Alle Amerikaner hier warten anscheinend nur darauf, dass Palin sich irgendeinen Ausrutscher leistet, da die Auftritte der letzten Woche relativ peinlich waren. Biden auf der anderen Seite darf sich dagegen nicht als "Oberlehrer" präsentieren. Generell sind Debatten hier wirkliche Straßenfeger, obwohl das erste Aufeinandertreffen zwischen Obama und McCain ziemlich unspektakulär war.
Obama, der von europäischen Medien gerne von seiner Rhetorik her als neuer Kennedy gefeiert wird, blieb blass und überließ McCain große Teile des Felds. Fragen zur ökonomischen Situation der USA blieben größtenteils aus, der Fokus auf die Außenpolitik lag eher McCain. Ich sah McCain als Sieger - auch wenn die Umfrageergebnisse noch weiter in Richtung Obama wanderten (48-43, Gallup). Doch ob dies primär an der Debatte oder an der momentanen Finanzkrise lag ist fraglich.
A Propos Finanzkrise: Es gibt momentan wohl keinen besseren Ort zum Leben als DC. Ständig überschlagen sich die Ereignisse auf Capitol Hill - besonders im Rahmen des 700 Milliarden Rettungsplans der US-Regierung, um auf die Finanzmarktkrise zu reagieren. Ein Floormate aus Deutschland war gestern bei der Senatsabstimmung und hat die gesamte Washingtoner Politprominenz - inklusive Präsidentschaftskandidaten - bei der Arbeit beobachten dürfen. Vorher hat er sich ins Bernanke/Paulson-Hearing geschlichen. Generell ist es relativ unproblematisch der Washingtoner Politbranche zu begegnen. Die Büros sind alle in den gleichen Gebäuden, Ausschusssitzungen sind öffentlich. Für die morgige Abstimmung im Repräsentantenhauses habe ich eventuell auch eine Karte, allerdings gehts nachmittags zu einem Wochenendtrip nach New York.
Vorgestern hatte ich einen Tag frei und bin an die größte Shopping Mall im Umkreis gefahren, zur Potomac Mills Mall. Nach einer 2-stündigen Odyssee (Metro bis ans südliche Ende, dann Bus) hatte ich mein Ziel erreicht und hatte wohl den Traum vieler Wochenend-Shopping-Trip-New-York-Touris vor mir: Riesengroße Outletstores aller bekannter Marken zu Schleuderpreisen. Mit geschätzten acht Shirts von Collegefootballteams und einem Trikot der Washington Redskins (support your local team!) gings dann abends wieder heim.
In der Uni gehen wir thematisch gerade über zum Justizsystem der USA, wo ich mich deutlich besser auskenne als bei der Wahlkampffinanzierung. Heute bereitete uns eine hochangesehene Juristin auf einen Fall beim Obersten Gerichtshof vor, den wir kommenden Dienstag live im Supreme Court verfolgen werden. Am gleichen Tag wartet das nächste Highlight, nämlich ein Treffen mit Senator Byron Dorgan aus North Dakota.
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