Samstag, 19. Juli 2008

Ein spannendes Jahr Hochschulpolitik

Da ich so langsam meine Koffer packe, die Wohnung kündige und die letzten organisatorischen Dinge kläre, endet auch meine Legislaturperiode in den hochschulpolitischen Gremien der KU. Und – im Nachhinein betrachtet – hätte man sich keine ereignisreichere Amtszeit als Studierendenvertreter wünschen können.

So ist Eichstätt trotz akademischer Exzellenz eher selten in den Medien – bis Bischof Hanke den von der Hochschule gewählten neuen Präsidenten Prof. Dr. Hemel nicht akzeptierte und in seiner Eigenschaft als Träger der Universität die Zustimmung verweigerte. Wochenlang geisterten wilde Gerüchte durch die Medien: Basierte die Ablehnung auf Hemels dritter Ehe, war seine liberale Ausrichtung den bayrischen Bischöfen ein Dorn im Auge oder beriefen sie sich auf das SZ-Interview, in dem er Papst Benedikt als „fast schon radikal“ bezeichnete? Eben jene SZ lieferte dann auch das journalistische Highlight dieses Sommers, indem sie – in hochgradig konfusen Argumentationslinien - die Freiheit der Wissenschaft an unserer Uni anzweifelte. Nun, nach drei Monaten weiterer Umstrukturierungen und personellen Veränderungen steht die Uni an einem Neuanfang, an dessen Ende transparentere Strukturen im Dienste akademischer Exzellenz stehen sollen.

Bevor ich euch alle langweile möchte ich mein kleines Resümee aus dem Jahr intensiver Hochschulpolitik ziehen:

  • Hochschulpolitik wirkt: Nur selten hat man durch Gremien ein solches Mitspracherecht, besonders bei der Geldervergabe, wie an der Universität.
  • Hochschulpolitik verbindet: Nach wochenlangem, harten Wahlkampf entstand ein politisch sehr heterogener Konvent und Vorstand, der sich jedoch durch parteiübergreifende, produktive Zusammenarbeit im Dienste der Studierenden auszeichnete.
  • Hochschulpolitik bildet: Besonders für Politikwissenschaftler ist die Organisation eines Gremiums interessant: Die vielfältigen Aspekte aus den Bereichen PR, Recht, Politik und Finanzen schulen für zukünftige Aufgaben.
  • Die deutsche Medienlandschaft ist ein „dirty business“: Fakten werden verdreht, Aussagen selektiert, Tatsachen vermischt – bis ein möglichst plakativ populistischer Artikel am nächsten Morgen dabei herauskommt. Besonders die SZ und 1-2 Radiostationen wollte von studentischer Seite möglichst radikale Kommentare haben, um einen Kleinkrieg gegen die Kirche führen zu können. Redakteure des Spiegel fragen lieber im StudiVZ nach Meinungen, als bei den offiziellen Stellen.
  • Trotzdem haben sich viele Medienanstalten auch äußerst positiv und sachlich verhalten: Dazu zählen Welt, DPA und die Nürnberger Zeitung. Dass dort oftmals Studenten der KU die Artikel verfasst haben, lässt auch Rückschlüsse auf die hohe Qualität des hiesigen Studiengangs zu.
Zum Weiterlesen: Homepage des Konvents, "Unfreie Wissenschaft" (SZ), Offener Brief des Konvents, Gute Zusammenfassung in der WELT

Keine Kommentare: