Samstag, 14. Juni 2008

Warum Amerikaner oberflächliche Waffennarren sind...

...und andere Vorurteile behandelt Tom Buhrow in "Mein Amerika, Dein Amerika" (8,95€ bei Amazon). Obwohl ich mich momentan mit Bergen von Literatur über Corporate Governance herumschlagen darf (dafür lockt die Scheinfreiheit nach diesem Semester) hat mich das Buch fasziniert. Für jeden, der die amerikanische Volksseele begreifen will bietet Buhrow interessante Sichtweisen und Tipps rund um Washington DC.

Besonders interessant fand ich dabei seine These, warum US-Amerikaner als "oberflächlich" verschrien sind: Durch die extreme kulturelle und religiöse Heterogenität im amerikanischen Volk beschränkt sich das öffentliche Leben auf den kleinsten gemeinsamen Nenner - d.h., bei den ersten Gesprächen mit Unbekannten vermeidet man politische oder moralische Aussagen, um den unbekannten Gegenüber nicht zu beleidigen. Je näher man den Gegenüber kennt, desto tiefer und wertender werden die Gespräche. Erst dann wird über Bush gescholten oder über New Yorker gelästert. Analog verhält es sich mit Sexualität, Alkoholkonsum oder Religionsausübung in der Öffentlichkeit: Der Respekt vor verschiedenen Kulturen verbietet ein allzu freizügiges öffentliches Leben. Dies führt dann eben zu den stark restriktiven Strukturen, die viele Europäer verwirren mögen. Dabei fußt dies lediglich auf der Geschichte der USA als liberalem Zufluchtsort für alle (religiös) Verfolgten und dem damit zusammenhängenden Toleranzgedanken.

Aktuell besorge ich mir gerade die letzten Impfungen für Washington und halte mein Visum in den Händen. In 2 Wochen steht auch die Zimmerverteilung online, ich bin gespannt mit wem ich das Vergnügen haben werde. Aber jetzt wird erstmal gefeiert, zwei runde Geburtstage und eine Hochzeit innerhalb von 9 Tagen...:)

Freitag, 6. Juni 2008

Visaaa - Die Freiheit nehm ich mir

Heute war also der Tag der Tage, der wohl jedem Austauschstudent das (unbegründete, dazu später mehr) Fürchten lehrt: Der Tag des Visa-Interviews. Gut vorbereitet mit ein paar Horrorstories von abgelehnten Visa oder fehlenden Stempeln auf Formularen machte ich mich - nachdem mir eine Frau fast den Kotflügel abgefahren hätte - auf den Weg zum amerikanischen Generalkonsulat nach Frankfurt. Dank (oder eher trotz?) Navi kein Problem, um 8.45h durfte ich mich in die Schlange vor dem Eingang einreihen. Nummer gezogen, ab durch den Sicherheits-Check und nach ein paar letzten Instruktionen durfte ich in der "Visums-Abfertigungshalle" (kA wie man das sonst nennt) Platz nehmen. Nummer 351 war gerade dran, ich hatte 411 - also noch viel Zeit nochmal alle hypothetischen Fragen durchzugehen und zum x-ten Mal die Vollzähligkeit meiner Antragsformulare zu prüfen (Papierkrieg deluxe).

Da saß ich dann, mitten zwischen Austauschstudenten, amerikanischen Militärs, Schülern und IT-Spezialisten. Ständig dabei: "Number U356, please go to Counter 25", gesprochen von einer auf Dauer nervtötenden Stimme. Dazu gesellte sich dann endloses Babygeschrei einer amerikanischen Kleinfamilie, das trotz Verfütterung von Mountain Dew (aka Ambrosia) nicht ruhig wurde. Völlig entnervt war ich dann nach knapp 1h dran - gereizt und das Schlimmste befürchtend.

Aber dann kam alles ganz anders: Keine Fangfragen, Zweifel oder fehlende Dokumente. Viel eher eine nette Beamtin, deren Mann zufällig auch auf der AU war. Den musste sie mir dann noch unbedingt vorstellen. Danach Smalltalk, Fingerabdrücke scannen, ab zum nächsten Schalter, kurze Frage zu meinem Studium und dann der erlösende Satz: "OK you'll get your Visa". Astrein!

Und ob es nicht genug der guten Nachrichten wäre gibt Hillary morgen auch ihre Aufgabe bekannt. YAY! Sogar doppelt erfreulich, da ich die Titelgrafik meines Blogs nicht mehr ändern muss. Ich wusste eben, dass es so kommt...


(gefunden auf: failblog.org)