Sonntag, 30. November 2008

Back from Sin City aka Vegas!

So, seit kurzem bin ich auch wieder zurück von unserem spontanen Kurztrip nach Las Vegas. Kurze Zusammenfassung für alle, die zu faul zum Lesen sind: Genial!

Nachdem wir wie bereits beschrieben um 5 Uhr morgens Flug, Hotel und Airportshuttle gebucht hatten, gings um 3 Uhr morgens am Tag danach für uns los. Also Airportshuttle nach Baltimore genommen und auf den Flieger nach Newark gewartet, der um 7 losging. Nach einstündigem Flug (kleine Propellermaschine, erinnerte an eine B52) landeten wir südlich von New York und konnten nochmal die Skyline von Manhattan genießen. Dann gings gleich weiter zum Flug nach Vegas, auf dem wir etwas Schlaf nachholen konnten. Angekommen in Las Vegas wurden unsere Erwartungen an die Stadt gleich erfüllt: Kaum schlaftrunken aus dem Flieger gerollt, schon erwarten die Touristen (meist Omis die ihre Rente an den Slotmachines verzocken) im Terminal die ersten Spielautomaten.

Auf gehts nach Vegas, nächtlicher Blick auf Baltimore aus dem Flugzeug
Unser Flugzeug, Blick vom Newark-Airport auf die Skyline Manhattans
Erste Slotmachines am Flughafen in Vegas

In Vegas bezogen wir dann gleich stilecht unser Hotel, das MGM Grand Resort und Casino. Wir hatten die Wahl zwischen verschiedenen Hotels, am Ende entschieden wir uns gegen das Luxor (ägyptisches Themenhotel in einer Pyramide) und für das MGM - zurecht. Das Hotel war einfach gigantisch, das größte Casino in Vegas, Schauplatz des nächsten De La Hoya-Boxkampfes und von David Copperfields Zaubershows, ein Löwenkäfig mittendrin zwischen den Roulettetischen und das beste: Nach 4 Monaten schlafen auf den Feldbetten in unserem Wohnheim endlich wieder ein richtig großes bequemes Bett. Mit Aussicht auf den Las Vegas Boulevard, also der Casinomeile aka "Strip".


Ich vor unserem Hotel, Hotelzimmer mit Ausblick auf den Strip

Löwenkäfig mitten im Casino, Durchgang unter dem Lion Habitat

Hotel Excalibur gegenüber, Heiratskapelle im Hotel für Kurzentschlossene

Wir haben die Zeit jedenfalls gut genutzt, waren dauernd auf Achse und haben die Glitzerwelt von Las Vegas erkundet - die ganzen Casinos, Sehenswürdigkeiten, Lichtershows, et cetera. Alles einfach gigantisch und überdimensioniert. Morgens sahen wir noch die echte Skyline Manhattans, abends dann den Nachbau in Vegas - das Hotel "New York, New York" besteht aus Nachbauten berühmter Wolkenkratzer, darunter auch Empire State- und Chrysler Building. Etwas nördlich dann das Hotel Paris, mit Arc de Triomphe und Eiffelturm. Etwas weiter dann der nachgebaute Markusplatz mitsamt Rialto-Brücke des Venetian-Hotels - inklusive eines Flusses im(!) Hotel auf dem Paare sich mit Gondeln durch die Gegend fahren ließen, während der Gondoliere "O Sole Mio" trällerte. Alles einfach viel zu surreal, die ultimative Reizüberflutung - aber genial!


Freemont Street Experience - Die berühmte Lightshow in Downtown

Venedig mitten in Vegas - inklusive Gondelfahrten

Fountain Show vorm Bellagio, Eiffelturm des Hotels "Paris"

Poker hab ich natürlich auch noch gespielt im Pokerroom unseres Hotels. Ich habe mich bei einem NL200-Tisch eingekauft und einige Stunden gespielt, am Ende leider weder Gewinn noch Verlust gemacht. Einerseits war mein Tisch relativ stark mit vielen skandinavischen Online-Profis, andererseits war ich Carddead und musste einige schmerzhafte Laydowns machen. Besonders eine Keyhand, bei der ich nach massiver Action KK am Turn folden musste, hat mich einiges gekostet. Im Nachhinein habe ich die Hand jedoch richtig gespielt in Anbetracht der Range und des Images des Gegners. Die Games in Vegas sind aber definitiv locker beatable, wenn man die Regulars ausgemacht hat und Position auf ein paar Fische hat. So geschehen am letzten Tag, als wir um 5 Uhr morgens zum Flughafen mussten und ich die Nacht durchgezockt habe. Ausgerechnet um 4:40 Uhr kamen 4 Volldonks an den Tisch, denen ich noch einiges abnehmen konnte durch einfaches ABC-Poker. Um Halb 6 mussten wir dann aber los, organisierten uns fix einen Transfer zum Flughafen und kamen noch rechtzeitig in den Flieger nach Minneapolis. Dort durften wir dann quer durch den Flughafen rennen, um noch rechtzeitig unseren Anschlussflieger zurück nach Baltimore zu bekommen - was aber glücklicherweise geklappt hat. Nach einer seltsamen Taxifahrt kamen wir dann erschöpft nach durchgemachter Nacht in DC an.

So wie es aussieht teile ich den Eintrag über Vegas besser in 2 Teile, es passierte einfach zu viel in der kurzen Zeit. Die Tage in Vegas waren einfach genial und mit die beste Zeit hier, wobei es fast schon zuviele Eindrücke waren in der kurzen Zeit. Morgen oder Übermorgen werde ich noch etwas detaillierter über alles schreiben und mehrere Bilder und Videos online stellen.

Dienstag, 25. November 2008

Viva Las Vegas!

Wie im letzten Post angekündigt sind diese Woche Thanksgivingferien. Ursprünglich sollte es nach Florida gehen, aber gestern Nacht (so um 5.00h) haben wir ein geniales Angebot für Las Vegas gefunden. Daher fliege ich heute nacht für 3 Tage nach Sin City!

Wohnen werden wir im 5 Sterne MGM Grand, das auch eines der besten Casinos beherbergen soll. Sonst stelle ich gerade alle möglichen Attraktionen zusammen, die wir sehen müssen - Stratosphere Tower, Bellagio's Fountain Show, Gun Range, et cetera. Dann zum Abschluss eventuell noch ein Pokerturnier im Venetian oder Caesar's Palace. Bis denn!

Freitag, 21. November 2008

Zu Besuch bei Mulder & Scully

So langsam kommt in DC auch der Winter immer näher, eisige Temperaturen und erste Schneeflocken (die Kommilitonen aus Kalifornien waren ganz aus dem Häuschen) prägen das Wetter. Trotzdem sind wir eigentlich immer unterwegs, entweder bei Guestspeakern mit der Class, beim Praktikum oder am Wochenende beim Ausgehen. Da der Wunsch nach wärmerem Wetter wächst kommen die Thanksgivingferien nächste Woche gerade recht - Wenn alles klappt fliege ich am Dienstag runter nach Miami (kostet gerade mal 125$) um Sonne und Strand zu genießen. Wenn nicht gehts auf kleinere Roadtrips, nochmal nach Atlantic City oder zu diversen Sportevents. Letzte Woche waren die Utah Jazz, mein Lieblings-NBA-Team zu Gast - und natürlich mussten die chronisch erfolglosen Washington Wizards gerade gegen Utah ihren ersten Saisonsieg einfahren. Alternativ könnte ich auch mal meine Magisterarbeit voranbringen, damit ich im Frühjahr entspannter verreisen kann und nicht in zeitliche Engpässe komme.


Carlos Boozer beim Freiwurf, Utah-Bank mit Jerry Sloan

Momentan ist unser Wohnheim etwas ausgedünnt, da viele Kommilitonen verreist sind. Nicht wegen der Ferien, sondern weil ihr Wahlfach (zB International Law & Organizations) eine Reisekomponente enthält. Andi ist gerade in China unterwegs und hält (im wahrsten Sinne des Wortes, siehe Bild) die bayrischen Fahnen hoch. Andere touren gerade durch Europa (auch durch Eichstätt) oder Ecuador. Wenn alle zurück sind werden wir als Abschluss des Semesters wohl einen Abend lang eine Limousine mieten und durch Clubs und Bars tingeln.


Wenn der Transrapid schon nicht in München ist, muss die Fahne halt hin

In der Uni gehts momentan um Tax Reform, was für Europäer nicht unbedingt die höchste Relevanz besitzt. Trotzdem waren die letzten Wochen klasse, da unsere Professorin ständig exzellente Gastredner einlädt. Vor einiger Zeit hiel Andy Rosenberg, einer der größten Lobbyisten in Washington (also einer der ach so bösen Menschen, auf die im Wahlkampf so geschimpft worden ist) einen Vortrag. Auch wenn viele von uns Vorbehalte gegen den Lobbyismus haben, so konnte er seine Sichtweise als Dienstleister eines Unternehmens gut darlegen. Generell freuen sich die Gastredner auf konträre Ansichten und Diskussionen und schaffen es immer wieder durch ihre Schtweise und Argumentation zu beeindrucken.

Ein weiterer Gastredner war Richard Benedetto, seines Zeichens langjähriger White-House-Korrespondent der USAToday, der meistgelesenen amerikanischen Tageszeitung. Er berichtete über seine Erfahrungen aus knapp 20 Jahren, in denen er hautnah mit dem jeweiligen Präsidenten (meist auch in der Airforce One, siehe Bild) durch die Welt reiste. Außerdem besprach er mit uns die Ergebnisse der Wahlanalysen, die das Wählerverhalten einzelner homogener Gruppen untersucht. Ein paar Tage später lag der Fokus dann auf der momentanen Finanzkrise. Da so ziemlich jeder über die Krise spricht, aber keiner wirklich weiß wie sie zustandekam, erläuterte Charlie Kramer vom Internationalen Währungsfond (IMF) die makroökonomischen Grundlagen und Auslöser der Krise. Für mich einer der besten Redner, anschaulicher Stil und kompetent in allen Bereichen.


Richard Benedetto vor der Airforce One, IMF in Washington

Mittags gings dann in das Büro des Federal Bureau of Investigation (FBI), wo wir von einem echten FBI-Agenten die Arbeitsweise seiner durch "Akte X" weltbekannten Behörde erklärt bekamen. Diese läuft - man mag es kaum glauben - wirklich so spannend wie in den vielen klischeehaften Filmumsetzungen ab: Abhörmethoden wie Wanzen oder Mikrochips, internationale Kooperationen, Detektivarbeit - die Liste geht endlos weiter. Besonders die Anekdoten aus dem Kalten Krieg öffneten viele Augen, inwiefern die endlosen Geschichten über den KGB wirklich der Realität entsprechen. Obwohl er lieber im Bereich der direkten Aufklärung von Delikten arbeitet, musste unser Gastredner nach dem 11. September in die Terrorismusbekämpfung wechseln. Inzwischen ist er jedoch wieder in der direkten Kriminalitätsbekämpfung in dem wohl interessantesten FBI-Standort Washington DC.

Auch sonst läuft es an der Uni wirklich gut, wir haben die Seminararbeiten Nummer 2 & 3 zurückbekommen, in der es um Interest Groups und den Wahlabend ging. Ich hab jeweils ein "A-" und ein "A" bekommen, also nahezu optimal. Am Ende des Semesters folgt dann noch das Final Exam, das dann das Semester notentechnisch abrundet. Ich hoffe jedenfalls dass die Steuerreform dann nicht das beherrschende Thema ist. Gerade eben haben sich übrigens meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, "Billary" Clinton wurde zur Außenministerin in Obamas Kabinett ernannt. Eigentlich unvorstellbar, wenn man damals die Fernsehdebatten zu den Vorwahlen mitverfolgt hat. Hier gibts das Video - sehr unterhaltsam!

Montag, 17. November 2008

Logbuch: Working for the Government

Da sich viele unter meinem Praktikum in Washington wohl wenig vorstellen können, werde ich nun einen typischen Arbeitstag von mir per Logbuch dokumentieren. Ich arbeite bei der USCIRF, einer Regierungskommission, die die Religionsfreiheit weltweit beobachtet und Handlungsanweisungen an Präsident, Außenministerin und Kongress gibt.

7:55: Der Wecker klingelt, also ab unter die Dusche und Zähne putzen. Dabei amüsiert die Gangnachbarn begrüßen, die komplett zerzaust und unter Schlafmangel leidend auch das Bad aufsuchen.

8:30: Nach ausgiebigem Frühstück (1 Apfel) werden Anzug samt Krawatte angezogen und ein letztes mal die Mails gecheckt, bevor es Richtung Tenleytown Metrostation geht.

8:50: Mit iPod im Ohr und Zeitung in der Hand fahre ich die knapp 10 Stationen der Red Line Richtung Union Station. Jeden morgen der gleiche Anblick: Zur Standardausrüstung eines jeden Berufstätigen gehört hier anscheinend jeweils ein iPod samt weißer Apple-Kopfhörer und ein Blackberry um auch aus der U-Bahn Termine planen zu können. Dazu eins der Gratiskäseblätter (Express/Examiner), die vor den Stationen verteilt werden.

9:15: 5 Minuten Fussweg ins Büro, vorher noch einen Muffin & Kaffee/Wasser kaufen. Zu meiner linken lächelt mich die Kuppel des Capitols wie jeden Morgen an – auch nach dem x-ten mal einfach noch atemberaubend.


Union Station am morgen, Unser Bürogebäude (800 North Capitol St)

9:30: Ankunft im Bürogebäude, ab durch den Securitycheck. Selbiger ist ausgefeilter als der an vielen Flughäfen in Osteuropa, mit Metalldetektor, Röntgengerät und allem was dazugehört. Dann hoch in den 7. Stock und unsere Empfangsdame Miss Debbie (die geschätzte 7 Stunden am Tag mit privaten Telefonaten verbringt) und meine Mit-Praktikantin begrüßen. Danach geh ich kurz zum Zimmer des Chefs um den Plan für heute abzusprechen – Hoppla, Chef ist heute noch nicht da. Bestimmt wieder irgendwo im State Department unterwegs.


Unser Eingang mit Bush/Cheney an der Wand und Miss Debbies Desk, mein Büro

9:45: Nach kurzem Überblick über die internen Mails und die gängigsten News-Netzwerke kommt eine Mail vom Blackberry des Chefs: “Come to the [Capitol] Hill ASAP (as soon as possible), bring the reports and business cards”

10:05: Nach 20 Minuten Laufstrecke (wieso zahlt mir eigentlich keiner ein Taxi?) Ankunft am Rayburn Office Building, wo die Kongressabgeordneten ihre Büros haben. Kurzer Anruf beim Chef – Aha, er ist also bei einem Kongresshearing über die Situation von religiösen Minderheiten in Bahrain. Also Raum gesucht, rein und unauffällig am Kamerateam vorbei unter die Zuhörer gemischt. Obwohl Bahrain als Vorreiter in Sachen demokratischer Reformen gilt, so fühlt sich die schiitische Mehrheit immernoch diskriminiert durch die herrschende sunnitische Minderheit.

11:00: Das Hearing ist vorbei und das allgemeine Netzwerken (Visitenkartentausch, wie damals mit den Panini-Fußballbildern) geht los. Ich hefte mich an die Fersen meines Chefs und spreche kurz mit den Rednern, darunter Botschafter und Regierungsmitglieder aus Bahrain. Dann stellt mich mein Chef einem langjährigen Kollegen aus dem State Department (Aaron) vor. Mit dem gehen wir dann Kaffeetrinken in der (übrigens öffentlichen und sehr guten) Cafeteria des Regierungsgebäudes.

12:00: Aaron erzählt, dass er – wie viele seiner Kollegen – schon vor der Wahl beschlossen hat seinen Job zu wechseln, da unter beiden Präsidentschaftskandidaten Neustrukturierungen kommen würden.

12:15: Nachdem wir uns von Aaron verabschiedet haben, gehts zum Haus meines Chefs hinter dem Capitol. Dort steht sein schwarzer Jeep, mit dem er uns wieder zum Büro bringt.

12:50: Mittagspause – das heißt auf zu Subway und essen. Übrigens: In den USA werden keine Stechkarten oder Ähnliches benutzt, um die Arbeitszeit der Angestellten zu kontrollieren – scheint aber trotzdem zu funktionieren. Ich laufe ans Capitol, um stilecht dort auf einer Bank mein Sandwich zu genießen. Wie schon gesagt, der Anblick des Capitols wird nie langweilig.


Blick aufs Capitol in der Pause, Mittagessen

13:30: Zurück ins Büro, wieder durch den Sicherheitscheck. In dieser Stadt scheint wirklich jedes Gebäude seinen eigenen Wachdienst zu haben.

13:45: Kurzer Plausch mit dem Executive Director der Kommission über meinen iPod – welche Musik meine Generation denn so hören würde möchte er wissen. Leider muss ich ihn enttäuschen, da ich größtenteils die Musik seiner Generation auf meinem iPod habe. Nach kurzer Diskussion über alte Konzerte von The Who und Led Zeppelin gehts wieder zurück zur Arbeit.

14:15: Mein Chef braucht sogenannte Factsheets für eine Besprechung am Nachmittag: Factsheets sind Kurzinformationen über Abgeordnete und Senatoren, auf denen neben vielen anderen Infos ihre vorgeschlagenen Gesetze samt Abstimmungsverhalten zusammengefasst sind. In Besprechungen mit den jeweiligen Abgeordneten braucht er möglichst alle Infos auf einen Blick, um über seinen Gegenüber rundum informiert zu sein. Also mache ich mich an die Recherche über Senatorin Hillary Clinton.

14:42: Pinkelpause: Da man es mit Sicherheit ja nicht übertreiben kann ist sogar die Tür zur Toilette mit einem Zahlencode gesichert. Im Stile eines Atombomben-deaktivierenden MacGyver tippe ich den Code ein und darf passieren. Selbstverständlich ist auch die Tür zurück ins Büro auf diese Weise gesichert, allerdings mit einem anderen Code. Besonders bei der Toilettentür könnte das ganze jedoch unangenehm werden, wenn das dringende Geschäft durch einen eventuell vergessenen Code verhindert wird…


Zahlenschloss mit Geheimcode an der Toilette

15:17: Chef braucht Kopien eines Gesetzesvorschlags. Absender: Senator Barack Obama aus Illinois, besser bekannt als der kommende Präsident. Hat jedenfalls schonmal eine schöne Unterschrift.

15:30: Factsheet Clinton ist fertig, also der perfekte Zeitpunkt für einen Blick auf den Ticker der 2.Bundesliga – Montagsspiel FCK gegen Rostock. 2:0, Tore jeweils durch Lakic – Traumhaft!

15:35: E-Mail vom Chef: Ich soll recherchieren, was mit den Senatssitzen von Obama und Biden passiert, wenn sie ihr Amt als Präsident und Vize antreten.

15:39: 3:0 Jendrisek! Nach der letzten Horrorsaison scheints wieder aufwärts zu gehen, dank Stefan Kuntz und Milan Sasic.

16:00: Einer der Commissioner, Don Argue, kommt ins Büro zu einer Besprechung. Argue wurde vom Senate Majority Leader in die Kommission berufen und ist gleichzeitig Kanzler der Northwest University. Außerdem ist er Vertrauter von Ex-Präsident Clinton und seiner damaligen Außenministerin Albright. Mein Chef stellt uns netterweise gleich gegenseitig vor.

16:04: 5:0 inzwischen, Doppelpack von Josh Simpson…und Robles hält einen Foulelfmeter.

16:41: Ich telefoniere meinen Weg durch alle möglichen Senatorenbüros um unsere Kontaktdatenbank auf dem neuesten Stand zu halten. Besonders vor und nach Wahlen herrscht naturgemäß eine hohe Personalfluktuation, sodass dieser Aspekt einiges an Zeit wegnimmt.

17:05: Spielschluss in Lautern, 6:0 Schützenfest gegen Rostock. Je zweimal Lakic, Simpson, Jendrisek – Hammer!

17:20: Auch hier ist langsam Schluss, ich gehe nochmal kurz zum Chef und verabschiede mich bei Miss Debbie. Kurz noch ein Gespräch über die gestrigen Footballspiele und das nächste Match der Redskins mit Mike, dem IT-Spezialisten - dann gehts mit dem Aufzug runter.

17:31: Ich laufe Richtung Capitol zur Metrostation, höre dabei stilecht den Command & Conquer Soundtrack (“We’re going to have to act – if we wanna live in a different world”) und schaue nochmal kurz in den Redskins-Fanshop an der Union Station. Danach gehts mit dem Strom Pendler zusammen in die Metro Richtung Tenleytown.


Union Station von Innen

18:01: Müde und hungrig komme ich in meinem Zimmer an - am Ende eines weiteren Arbeitstags in der politischen Welthauptstadt Washington DC.

Donnerstag, 13. November 2008

Mal was politisches...

Nun ist er also gewählt – Der sympathische Jungsenator aus Illinois, der in diesem Wahlkampf nicht nur in den USA, sondern global eine wahre “Obamania” ausgelöst hat. Die Welt liebt Obama – und besonders die Deutschen: Laut Reader’s Digest würden 85% Obama wählen, sofern sie könnten. In der jungen Generation steigt diese Zahl sogar auf über 90%. Doch warum zähle ich mich zu den wenigen Zweiflern, warum begegne ich Obama eher mit Skepsis statt mit Euphorie, warum kann ich dem fast schon sakral anmutenden Schlagwort "Change" so wenig abgewinnen?


Rein vom Standpunkt des Marketings hat Obamas Kampagne einen sehr guten und vor allem geschlossenen Job gemacht – Jeder assoziiert Obama mit seinem positive Schlagwort “Change”, wo doch in Washington momentan vieles gegen den Willen der Bevölkerung läuft. Viele wissen jedoch nicht, was sich eigentlich an direkter Programmatik hinter diesem Schlagwort verbirgt, und wie wirksam ein “Wechsel” in DC eigentlich herbeigeführt werden kann. Zum Beispiel will Obama den Lobbyismus in Washington einschränken – Wer jedoch dessen Funktionsweise in der Hauptstadt kennt, wird schnell feststellen müssen, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit ist. Erstens gehört Lobbyarbeit seit jeher zum festen Tagesgeschäft eines jeden Abgeordneten und dient im – für deutsche Verhältnisse unbekannten – positiven Sinne auch der Meinungsbildung in Angelegenheiten, die den eigenen Wahlbezirk betreffen. Andererseits sind bisherige Gesetzesvorstöße zur Bekämpfung des Lobbyismus fast schon tragisch-komischer Natur, da sie durch ihre Lückenhaftigkeit und Undurchdachtheit zum Running-Gag unter Lobbyisten geworden ist. Die bürokratischen Mühlen in Washington mahlen langsam - und auch wenn (wie ich aus eigener Erfahrung weiß) viele Beamte in den Ministerien ausgetauscht werden, so bleibt ein Großteil auf ihrem Stuhl kleben und grenzt fußfesselartig den Aktionsradius des neuen Präsidenten ein.

Auch in Sachen Außenpolitik, die für Europäer logischerweise eine hohe Relevanz besitzt, sieht der Change eher fragwürdig aus: Kann man einen Truppenabzug aus dem Irak wirklich langfristig auf dem Reißbrett planen, egal was inzwischen passiert? Soll an diesem Zeitplan festgehalten werden, auch wenn neue Entwicklungen eher eine Aufstockung des Truppenkontingents erfordern sollten? Nimmt man sich durch solch einen Zeitplan nicht selbst die Entscheidungsfreiheit über seine Strategie und ordnet die militärische Kompetenz einer statischen Zeittabelle unter? Und was passiert mit dem Irak danach, ist nach der militärischen auch die humanitäre Mission überhaupt abgeschlossen, oder hinterlässt man einen fruchtbaren Nährboden für die Terroristengeneration von morgen?

Auch Obamas Offenheit gegenüber Gesprächen mit dem iranischen Präsidenten Mahmut Ahmadinejad birgt Risiken: Ein politischer Führer, der offen die Auslöschung Israels propagiert, sollte nicht durch diplomatische Treffen belohnt werden. Diese stärken im Endeffekt Ahmadinejads Stellung in der Weltpolitik und verschaffen ihm und seinen wirren Thesen Rückhalt in der Bevölkerung. Entgegen der öffentlichen Meinung finden ständig diplomatische Gespräche mit dem Iran statt – aber eben im Bereich der Low-Level-Diplomatie, die von der Gegenseite nicht medienwirksam ausgeschlachtet werden kann.


Allerdings sehe auch ich als Anhnger McCains – trotz aller oben genannten Zweifel - einer Präsidentschaft Obamas teilweise positiv entgegen. Auch wenn ich vielen seiner Standpunkte nicht zustimmen kann, so überzeugt mich die Neuartigkeit seines Stil, den er während seiner Kampagne und nach der Wahl an den Tag gelegt hat. Zusammen mit seinen Wahlkampfmanagern und den Internetstrategen von Blue State Digital hat er den weltweit ersten “Wahlkampf 2.0” geführt. Ein Wahlkampf, der von der aktiven Partizipation seiner Anhänger lebt, von ihrer Kreativität, von ihren individuellen Aktionen. Waren früher die Informationsströme in Kampagnen Einbahnstraßen, so sind sie nun für beide Richtungen geöffnet, dank der intelligenten Nutzung des Internets und Portalen wie YouTube, Facebook oder MySpace. Und auch nach der Wahl geht dieser Trend weiter: Mit www.change.gov steht schon ein neues Portal in den Startlöchern, das den transparenten Weg seiner Kampagne auch im Weißen Haus weiterführen soll. Bleibt man bei der klassischen Kategorisierung der Präsidenten aus der politikwissenschaftlichen Literatur, so deutet alles darauf hin, dass Obama ein “aktiv-positiver” Präsident sein wird: Einerseits mit Eigeninitiative und Ideen, andererseits mit positiver Amtsauffassung und Außenwirkung. Nicht umsonst finden sich auch die Namen vieler beliebter Ex-Präsidenten wie Franklin Roosevelt oder John F. Kennedy in dieser Kategorie.


Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy

Hoffnung schaffen für mich auch die Namen, die für Obamas Kabinett kursieren: Neben dem Vizepräsidenten Joe Biden, der lange Jahre Vorsitzender des Senatskommittees für Außenpolitik war, finden sich auch republikanische Senatoren wie Chuck Hagel und Richard Lugar unter den wahrscheinlicheren Optionen für Ministerposten - Anzeichen dafür, dass Obama den Stil aus seiner Amtszeit als Senator weiterführt, in der er auch über Parteigrenzen hinweg Bündnisse für Gesetzesinitiativen gebildet hat. Besonders in Zeiten, wo verdunartige politische Grabenkämpfe aus Deutschland Spiegel Online dominieren und Politikverdrossenheit fördern, erfrischt dieser neuartige Ansatz und lässt Obamas Ankündigung, Präsident aller Amerikaner zu sein, glaubhafter klingen.



Schlussendlich muss jedoch zusätzlich zur Kritik an seinen Standpunkten auch die wichtigste Frage gestellt werden: Wieviel “Change” können wir uns eigentlich leisten? Auf beiden Seiten waren die Fernsehdebatten von Versprechungen geprägt: Steuererleichterungen, Krankenversicherungsboni, Reduktion der Collegegebühren, et cetera. Auch ohne ökonomisches Fachwissen muss jedoch klar sein, dass der Staat jeden ausgegebenen Dollar auch vorher einnehmen muss – und besser nicht durch chinesische Kredite, von denen gibt es bereits genug. Während zwei Kriege den Staatshaushalt weiter ins Defizit ziehen und die schlimmste Wirtschaftskrise seit knapp 80 Jahren immernoch nicht überwunden ist, sind solche Versprechungen schlichtweg Utopie – den Vorwurf der Planlosigkeit bei der Refinanzierung ihrer Ausgaben müssen sich beide Kandidaten gefallen lassen. Insofern wird Obama während seiner ersten Amtstage auf den harten Boden der finanziellen Realität zurueckgeholt werden, wenn sich viele seiner Pläne als schlichtweg nicht finanzierbar herausstellen werden. Somit erfordert die aktuelle Lage wohl eher einen ehrlichen Handwerker als einen visionären Künstler im Präsidentenamt – und der Slogan “Change we can believe in” muss umgedichtet werden in “Change we can afford”.

Montag, 10. November 2008

Hitting the Road...

Nun stehe ich wieder vor der Aufgabe, 4 ereignisreiche Tage in einen zwecks besserer Lesbarkeit nicht ausufernden Blogeintrag zu komprimieren und aus knapp 250 Bildern die besten auszuwählen. Wünscht mir Glück!

Am Donnerstag waren wir AU-Studenten wieder beim Washingtoner NHL-Eishockeyteam (Capitals) zu Gast. Diesmal nicht nur für das Spiel, sondern auch um an einer Podiumsdiskussion über Marketing & Sales mit den jeweiligen Verantwortlichen der Caps und Repräsentanten der Liga zu sprechen. Danach bekamen wir noch eine Tour hinter die Kulissen, die durch die Katakomben des Verizon Centers und zu den Umkleidekabinen der jeweiligen Mannschaften führte – und das ganze kurz vor Spielbeginn. Danach nahmen wir unsere Plätze ein und durften ein diesmal wirklich spannendes Spiel mitverfolgen – DC gewann 3:2 gegen die Carolina Hurricanes, wobei das Siegtor 10 Sekunden vor Schluss fiel. Auch einen stilechten Hockeyfight gabs endlich zu sehen.


Diskussion, Umkleidekabine der Wizards, Echter NBA-Korb

Spielbeginn, Hockeyfight und Siegesfeier nach Schlusssirene

Danach sind wir wieder in die Bar “Frontpage” um den Sieg zu feiern, wo (wie jeden Donnerstag) der halbe Campus am Start war. Dort traf ich dann auch wieder den Washingtoner Spiegel-Korrespondenten Gregor Peter Schmitz, der wohl das Ende der stressigen Wahlberichterstattung feierte. Auch ein Zeichen dafür wie schnell man sich doch in das Washingtoner Polit-Netzwerk einklinken kann. Im Hawk 'n' Dove ist das ganze noch extremer - die Bar ist der bekannteste Platz für die vielen Angestellten der Washingtoner Politik. Auch mein Boss ist dort ständig und pflegt seine Kontakte.

Am Freitag gings dann abends wieder auf eine Frat-Party, diesmal im Zeichen der 70er. Leider existieren keine Bilder von dem Abend und meiner Verkleidung, jedoch war das ganze sehr lustig und die Musik auch besser als sonst. Nachdem wir knapp 20 Minuten auf ein Taxi warten mussten konnten wir dann endlich heim. Entsprechend spät stand ich dann am Samstag auf, um nochmal Richtung Air and Space Museum (da wollte ich ja noch Bilder nachreichen - hoppala!) zu gehen. Danach nutzte ich den warmen Herbstabend und schlenderte noch über die Mall Richtung Capitol, das bei Nacht fast noch imposanter aussieht. Danach gings relativ früh ins Bett da wir am Sonntag aus gutem Grund früh aufstehen mussten.






Roadtrip Virginia

Um 7 fuhr unsere deutsch-französische Elfergruppe also mit der Metro Richtung Reagan Airport, um unsere Autos abzuholen. Da ich fahren durfte, war das ganze ziemlich paradiesisch: Auf die Frage, welches Auto unseres ist, hieß es nur: "Sucht euch eins aus!". Unter den ganzen SUVs haben wir uns dann für einen Dodge Journey entschieden, der sich wirklich klasse fahren ließ. Generell war das Fahren relativ stressfrei, auch wenn einige Überholmanöver unfreiwillig an Verfolgungsjagden aus "Grand Theft Auto" erinnerten und einmal plötzlich die Polizei hinter uns auftauchte, jedoch nichts von uns wollte. Nur an das ständige Tempolimit und das fehlende Rechtsfahrgebot muss ich mich noch gewöhnen.



Weapon of choice: Dodge Journey, War Memorial Richmond
Belle Isle, Richmond, Entspannen am James River

Lecker Mittach: Big Boppa Burger

Erste Station war Richmond, die Hauptstadt Virginias. Nach kurzer Besichtigungstour (War Memorial) gings auf Belle Isle, einer wunderschönen idyllischen Insel im James River. Dort genossen wir die Natur und die fast an den Indian Summer erinnernden Herbstfarben, während wir auf den Felsen im Fluss herumspazierten und uns über die Kajakfahrer amüsierten, die dauernd kopfüber fuhren. Nach einer kalorienarmen (haha) Stärkung in Form eines Mega-Burgers (sieht auf dem Bild kleiner aus als in der Realität) fuhren wir nachmittags weiter nach Williamsburg, einer historischen Touristenstadt im Stile des 18. Jahrhunderts. Dort ist alles realitätsgetreu wie damals gestaltet, mitsamt alter Häuser, verkleideter Bürger und Pranger in der Dorfmitte. Möglichst nichts soll dabei an die Moderne erinnern um den historischen Gesamteindruck zu wahren. Zufällig kamen wir auch noch rechtzeitig zu einer Militärparade in der Dorfmitte, mit Schusssalven, Kapelle und allem drum und dran. Hier mal zwei kleine Videos:








Nach einem kurzen Abstecher nach Yorktown fuhren wir dann wieder Richtung Heimat, da noch knapp 150 Meilen vor uns lagen. Also schön über den Interstate gebrettert Richtung DC, damit wir das Auto auch noch rechtzeitig abgeben konnten. Dann noch fix volltanken (so billig wie noch nie in meinem Leben) und in die Metro zum Campus. Nach diesem genialen Roadtrip haben wir uns vorgenommen, am nächsten Wochenende wieder durchzustarten - diesmal aber mit einem Ford Mustang oder Dodge Charger!