Montag, 28. Juli 2008

Leaving Eichstätt in Style

Meine Wohnung ist geräumt, der Postnachsendeauftrag ausgefüllt und die letzten Papiere für die Magisterprüfungsanmeldung sind abgegeben - Das wars also mit Eichstätt für das nächste halbe Jahr. Dafür ist der Flug nach DC gebucht und ein Hotel für die ersten paar Nächte ausgewählt. Da ich jedoch nicht der einzige bin, der Eichstätt verlässt, reiht sich Abschlussfeier an Abschlussfeier. So haben auch wir von der Fachschaft ein BBQ für alle Politikwissenschaftler organisiert, um das vergangene Semester zu begießen/begrillen. Ums kurz zu machen: Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und 12 Stunden am Stück durchgegrillt. :)



Ohne jetzt wehmütig zu werden (wär auch deplatziert wenn man nach DC geht) werden mir einige Eichstätter Eigenheiten wohl fehlen:

  • Baulärm pünktlich morgens (JEDEN morgen) um halb 8 vorm Fenster
  • Plötzliche Blasmusikattacken in der Innenstadt - Inzwischen verschanzen die sich schon auf dem Rathausturm (wie im 2. Weltkrieg die Scharfschützen) um hinterhältig angreifen zu können
  • Horden von Kaffeefahrttouristen die hunnenartig die Stadt im Sommer raubend und brandschatzend (naja, nicht ganz) überfallen
  • Die Pizza von Ottavio
  • Käffchen mit Kommilitonen am Automaten der Bib
  • Unverständliche Alkoholiker die einem in tiefstem bayrischen Dialekt auf dem Hofgartenfest irgendwas erzählen
  • Die bayrische Bürokratie, die einen im Bürgerbüro immer erst 5 Minuten sinnlos rumstehen lässt bevor man überhaupt erst eines Blickes gewürdigt wird
  • Eine Uni in der irgendwie jeder jeden kennt und sich Gerüchte verbreiten wie in schmierigen amerikanischen Highschool-Serien

Samstag, 19. Juli 2008

Ein spannendes Jahr Hochschulpolitik

Da ich so langsam meine Koffer packe, die Wohnung kündige und die letzten organisatorischen Dinge kläre, endet auch meine Legislaturperiode in den hochschulpolitischen Gremien der KU. Und – im Nachhinein betrachtet – hätte man sich keine ereignisreichere Amtszeit als Studierendenvertreter wünschen können.

So ist Eichstätt trotz akademischer Exzellenz eher selten in den Medien – bis Bischof Hanke den von der Hochschule gewählten neuen Präsidenten Prof. Dr. Hemel nicht akzeptierte und in seiner Eigenschaft als Träger der Universität die Zustimmung verweigerte. Wochenlang geisterten wilde Gerüchte durch die Medien: Basierte die Ablehnung auf Hemels dritter Ehe, war seine liberale Ausrichtung den bayrischen Bischöfen ein Dorn im Auge oder beriefen sie sich auf das SZ-Interview, in dem er Papst Benedikt als „fast schon radikal“ bezeichnete? Eben jene SZ lieferte dann auch das journalistische Highlight dieses Sommers, indem sie – in hochgradig konfusen Argumentationslinien - die Freiheit der Wissenschaft an unserer Uni anzweifelte. Nun, nach drei Monaten weiterer Umstrukturierungen und personellen Veränderungen steht die Uni an einem Neuanfang, an dessen Ende transparentere Strukturen im Dienste akademischer Exzellenz stehen sollen.

Bevor ich euch alle langweile möchte ich mein kleines Resümee aus dem Jahr intensiver Hochschulpolitik ziehen:

  • Hochschulpolitik wirkt: Nur selten hat man durch Gremien ein solches Mitspracherecht, besonders bei der Geldervergabe, wie an der Universität.
  • Hochschulpolitik verbindet: Nach wochenlangem, harten Wahlkampf entstand ein politisch sehr heterogener Konvent und Vorstand, der sich jedoch durch parteiübergreifende, produktive Zusammenarbeit im Dienste der Studierenden auszeichnete.
  • Hochschulpolitik bildet: Besonders für Politikwissenschaftler ist die Organisation eines Gremiums interessant: Die vielfältigen Aspekte aus den Bereichen PR, Recht, Politik und Finanzen schulen für zukünftige Aufgaben.
  • Die deutsche Medienlandschaft ist ein „dirty business“: Fakten werden verdreht, Aussagen selektiert, Tatsachen vermischt – bis ein möglichst plakativ populistischer Artikel am nächsten Morgen dabei herauskommt. Besonders die SZ und 1-2 Radiostationen wollte von studentischer Seite möglichst radikale Kommentare haben, um einen Kleinkrieg gegen die Kirche führen zu können. Redakteure des Spiegel fragen lieber im StudiVZ nach Meinungen, als bei den offiziellen Stellen.
  • Trotzdem haben sich viele Medienanstalten auch äußerst positiv und sachlich verhalten: Dazu zählen Welt, DPA und die Nürnberger Zeitung. Dass dort oftmals Studenten der KU die Artikel verfasst haben, lässt auch Rückschlüsse auf die hohe Qualität des hiesigen Studiengangs zu.
Zum Weiterlesen: Homepage des Konvents, "Unfreie Wissenschaft" (SZ), Offener Brief des Konvents, Gute Zusammenfassung in der WELT

Samstag, 5. Juli 2008

Auf und Davon, Mein Auslandstagebuch, etc...+EV?

Poker ist schon ein interessanter Trend. Seit dem großen Boomjahr 2003 scheint ganz Deutschland zu "zocken" - egal ob in der Schule, an der Uni oder im Internet. Noch interessanter ist dabei, dass irgendwie jeder von sich selbst denkt, er wäre der beste. Wobei, wie der Profi Dutch Boyd einmal sagte, die meisten gar nicht wissen, was sie da eigentlich tun. Doch neben den monetären Reizen beeinflusst Poker das Denken auch auf eine ganz andere Weise: So sind Entscheidungen im Spiel nur in den seltensten Fällen Bauchgefühl (aka "Der blufft doch...100pro!") sondern meist simple Mathematik. Spieltheorie und Stochastik machen Verlierer zu Gewinnern, keine tollkühnen Spielzüge wie in manchen Filmen suggeriert. Die Kenntnis von Odds (Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses) und Outs (die Anzahl möglicher positiver Ereignisse) ist mehr Wert als ein (oftmals falsches) Gefühl.

So lassen sich so ziemlich alle Entscheidungen im Spiel mit einfacher Investitionsrechnung aus der Ökonomie vergleichen: Ein monetärer Einsatz macht nur dann Sinn, wenn ich mit selbigem auf lange Sicht Gewinn mache. Mit der Kenntnis der möglichen eintretenden Ereignisse und ihrer Wahrscheinlichkeit (siehe Odds/Outs) lassen sich Informationsvorteile gegenüber Anfängern ausnutzen und man kann anhand einfacher Mathematik errechnen, ob eine Aktion einen positiven (+EV, expected value) oder negativen (-EV) Erwartungswert hat. Wenn man es aus philosophischer Seite betrachten will deckt sich dies oftmals mit den utilitaristischen Theorien von John St. Mill oder Jeremy Bentham.

Das seltsame dabei ist jedoch, dass man automatisch damit beginnt, auch Entscheidungen im "normalen" Leben mit solchen EV-Überlegungen zu treffen. So habe ich zum Beispiel auch (um mal die Kurve zum Thema dieses Blogs zu kriegen) folgende Entscheidung abgewägt:

Ihr kennt doch sicher alle diese Auswanderersendungen auf VOX oder Kabel1: Auf und Davon, Mein Auslandstagebuch oder die Rückwanderer (wo Leute plötzlich überrascht feststellen dass man in Bogota gar kein Deutsch spricht oder solch geistreiche Dialoge kommen wie: "Mhmhm Hilde, dat war der Rest von unserm Startkapital dassde grad für nen Trockner ausjejeben has"). Jedenfalls wollte ich mich da auch bewerben, einfach, um einen Teil der Kosten des Semesters wieder reinzubekommen. Am Ende habe ich mich jedoch dagegen entschieden wegen eines errechneten negativen Erwartungswertes, was ich mit folgender beispielhafter EV-Formel erläutern möchte:

Zum Weiterlesen: Grundlegende Pokermathematik, The Mathematics of Poker